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Naturfotografie in und um eine der am dichtest besiedelten Städte Nordamerikas: Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch aussieht, ist in Realität ein Ort voller Möglichkeiten. Auf mehr oder weniger engem Raum gibt es eine grosse Vielfalt an Lebensräumen. Im folgenden Beitrag möchte ich die Fotos aus der ersten Hälfte des Semesters vorstellen.
Eine der zutraulicheren Arten ist in Vancouver der Kanadareiher (Ardea herodias). Er gleicht dem in Europa heimischen Graureiher nicht nur sehr stark, sondern kommt auch in ähnlichen Gebieten vor. Praktisch mitten in der Stadt Vancouver brüten sie in einer Kolonie im Stanley Park. An mehreren Abenden bin ich nach den Vorlesungen mit dem Velo losgefahren, um sie zu suchen. Meist war es schon kurz vor Sonnenuntergang, bis ich an der Küste auf einen Reiher gestossen bin. Dann hiess es Filter montieren und sich langsam dem Motiv nähern…
Mit langen Belichtungszeiten von mehreren Sekunden versuchte ich, die Stimmungen einzufangen. Auch wenn die Reiher eine gefühlte Ewigkeit am gleichen Ort stehen bleiben können, so halten sie ihren Kopf nur selten 10 Sekunden wirklich still. Wäre ja auch etwas mühsam mit einem so langen Hals 😉
Der Ausschuss war dementsprechend gross: oft hat man schon während der Aufnahme die Bewegung erkennen können. Weit nach Sonnenuntergang habe ich diesen Reiher gefunden. Die Lichter im Hintergrund stammen von West Vancouver.
Manchmal lohnt sich auch ein Blick aus dem Fenster in den Innenhof: während dem Lernen entdeckte ich die Halsbanddrossel (Ixoreus naevius) nur wenige Meter neben meinem Zimmer. Das Lernen musste dann für einen Moment warten, eilig habe ich die Kamera gepackt und bin hinausgerannt. Als ich vorsichtig um die Ecke schaute, war sie zu meiner Freude immer noch im gleichen Busch am Beeren fressen.
Im Süden der Stadt gibt es ausgedehnte Schilf- und Wattgebiete, in welchen zur Zugzeit hunderte Limikolen rasten. Einer davon war der kleine Gelbschenkel (Tringa flavipes).
Grössere Ansammlungen von (kleineren) Vögeln locken die Greifvögel an. Auf der Suche nach einer Mahlzeit gleiten die Kornweihen (Circus cyaneus) der Schilfkante entlang.
Da die Limikolen etwas weiter aussen waren, watete ich ihnen ein Stück weit entgegen. Dummerweise hatte ich keine Stiefel dabei gehabt, so dass ich das ganze bei 13° C Barfuss absolvieren durfte. Während sich der Himmel langsam verfärbte, scheuchte weit draussen in der Bucht ein Weisskopf-Seeadler hunderte von Enten auf, was für eine Stimmung! Mehr oder weniger pünktlich zum Sonnenuntergang landet eine Gruppe Grosser Schlammläufer (Limnodromus scolopaceus) vor mir. Deren deutscher Name passt perfekt: nach dem Shooting war ich so verschlammt wie wahrscheinlich noch nie nach dem Fotografieren. Für die tiefe Perspektive bin ich ins Wasser bzw. den Schlick gelegen, als Unterlage für die Kamera diente ein Schwemmholz. Zum Glück hatte ich immerhin an Ersatzkleider gedacht, sonst wäre die Velofahrt durch Vancouver ziemlich kalt und feucht geworden.
Nach Sonnenuntergang spiegelte sich der rosa verfärbende Himmel im Wasser. Dieses Individuum hatte wohl Bekanntschaft mit einem Falken oder einer Weihe gemacht: Im Brustbereich fehlen einige Federn und etwas Blut hat er wohl auch gelassen
Das Licht wurde langsam schwächer und das Violett intensiver.
Am Schluss waren nur noch Silhouetten zu sehen.
Für mich ist Vancouver definitiv ein kleines Paradies für die Naturfotografie. Mehr werde ich euch in den folgenden Beiträgen zeigen.
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