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Langsam steigen über den zahlreichen Tümpeln und Seen des Feuchtgebiets Nebelschwaden empor. Von Zeit zu Zeit umhüllt mich eine dicke Nebelsuppe und nur noch die Rufe der Vögel sind zu hören: Diverse Sterntaucher-Paare aus den benachbarten Seen rufen um die Wette, während ein Alpenstrandläufer trillert und in der Ferne das Trompeten der Singschwäne zu vernehmen ist. Das Kreischen einer Küstenseeschwalbe durchbricht die mystische Stimmung kurz. Verziehen sich die Nebelschwaden etwas, wird ersichtlich, wie zahlreich die Sterntaucher hier vorkommen: Fast in jedem kleinen See schwimmt mindestens ein Individuum.
Grund genug für mich, dem faszinierenden Ort mehrfach einen Besuch abzustatten. Die Nester der Taucher befinden sich direkt am Ufer der Seen, gut versteckt in der Vegetation. Dabei scheinen sie keine besonders hohen Ansprüche an die Grösse der Wasserfläche zu haben und brüten auch an Tümpeln, welche von der Grösse her auch als typische Gartenteiche durchgehen würden. In diesen Fällen fliegt ein Elternteil jeweils zu grösseren Seen oder zum Atlantik, um dort zu jagen und später die Jungen mit Nahrung zu versorgen.
Nach etwa vier Wochen Brutzeit schlüpfen die Jungen, welche innerhalb weniger als 24 Stunden bereits schwimmen können und bald das Nest zum ersten Mal verlassen. Bei Gefahr verstecken sie sich in der Vegetation am Ufer oder tauchen ab. Für Pausen suchen sie immer wieder das Nest auf und werden von einem Elternteil gehudert.
Dank der fleissigen Eltern sowie der fett- und proteinreichen Nahrung (zuerst Invertebraten, dann kleine Fische) wachsen sie rasch. Beim nächsten Besuch eine Woche später bin ich verwundert, wie gross die Kleinen schon sind! Sie sehen den Eltern bereits ähnlicher.
Wie die anderen Seetaucherarten, sind Sterntaucher gute Schwimmer und Taucher. Im Vergleich zu den Eistauchern sind sie allerdings deutlich kleiner und graziler. Mit 1’000 bis 2’000 Brutpaaren gibt es rund viermal so viele Paare in Island wie vom grösseren Seetaucher.
Selten ist es in Island nahezu windstill und wolkenlos – rare Momente mit idealen Bedingungen, um die Taucher zu fotografieren. Mit nur einer leichten Restbewölkung gibt es um Mitternacht und in den frühen Morgenstunden jeweils spektakuläre Lichtstimmungen. Die Sonne sinkt kurz unter den Horizont und strahlt dabei nur noch die dünnen Wolken an. Diese leuchten in intensiven Orange- und Rosatönen und spiegeln sich im ruhigen Wasser.
Meist hat sich abends leider eine dicke Wolken- oder Nebelbank vor die Sonne geschoben. Daher erlaube ich mir, noch eine weitere ähnliche Aufnahme aus der gleichen Nacht zu zeigen. Solche Farben und Stimmungen werden bei den weiteren Island-Beiträgen bedauerlicherweise etwas Mangelware sein…
Auch wenn der Sterntaucher weder eine ähnlich imposante Erscheinung noch eine “isländische Spezialität” wie der Eistaucher innerhalb der Avifauna Europas ist, so steht er dem Eistaucher mit seiner Eleganz in nichts nach. Das Klangerlebnis von mehreren rufenden Paaren im Duett ist beinahe so eindrücklich wie dasjenige der grossen Verwandten. Kommt hinzu, dass sie teilweise in kleinen Tümpeln brüten und wenig scheu zeigen – für mich als Fotografen ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt 😉.
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Wunderschöner Blogeintrag! Man kann richtig mitfühlen und hat das Gefühl, dem ganzen Geschehen selbst beizuwohnen. Top!